Ein Joker gegen Schimmel
Hamburger Abendblatt
21. Juni 2010
von Sophie Laufer
Der eineinhalb Jahre Malinois ist Hamburgs erster Spürhund, der auf die gefährlichsten Pilze spezialisiert wurde. Ein Hausbesuch mit Analyse kostet ca. 400 Euro
Joker ist ein ausgeglichener Hund. Friedlich liegt er auf dem Boden und döst. Allerdings nicht ohne die Umgebung zu vergessen. Seine Ohren scheinen immer auf „Hab Acht“ zu stehen. Vorsichtig bewegt er sie hin und her. Sobald ihn ein Geräusch interessiert, ist der eineinhalb Jahre alte Hund auf den Beinen. Bereit für das nächste Abenteuer mit Herrchen Matthias Griem.
Der Belgische Schäferhund wurde in Slowenien gezüchtet
Der braun-bunte Malinois ist Hamburgs erster Schimmel-Spürhund. Bundesweit gibt es erst einige wenige Tiere mit dieser Fähigkeit. „Der Hund hat einen entscheidenden Vorteil vor klassischen Messgeräten“, sagt Besitzer Griem über die Arbeit mit dem Tier. „Ich kann mit meinen Geräten zwar Schimmel nachweisen, der nicht sichtbar ist. Genau den Ort zu lokalisieren ist allerdings sehr aufwendig.“ Joker hingegen nehme den Schimmel mit seiner feinen Nase wahr und führe genau an die Stelle, an der er sich befinde.
Joker bei der Arbeit: Der Hund zeigt Matthias Griem genau den Ort, an dem sich
der Schimmel versteckt. Foto: Bertold Fabricius
Der 43 Jahre alte Hamburger Griem ist Umweltschutztechniker und Gebäudeenergieberater. Da die Branche hart umkämpft sei, habe er sich zusätzlich für Schimmel zertifizieren lassen. Dann sei er auf den Spürhund gekommen. „Das ist nicht nur eine Zeitersparnis bei der Arbeit. Joker findet auch mit 100-prozentiger Sicherheit die Stelle.“
Den jungen Rüden hat er mit Bedacht für diese Aufgabe ausgewählt. „Ich wollte das alles professionell aufziehen, damit keine Zweifel an der Arbeit des Tieres aufkommen können“ sagt er. Geboren wurde das elegante Tier bei einem Züchter in Slowenien, der sich auf Diensthunde spezialisiert hat. „Der Belgische Schäferhund oder Malinois ist besonders talentiert für diese Aufgabe“, sagt Griem. Mit acht Monaten habe Joker einen Test ablegen müssen. Der sollte zeigen, ob sich das Tier für die Sucharbeit eigne. „Es muss ruhig und konzentriert arbeiten können, ausdauernd sein und eine besonders feine Nase haben.“ Erst danach habe er sich endgültig für den Kauf von Joker entschieden und mit der Ausbildung beginnen können. Zwischen 5000 und 10.000 Euro kostet ein so reinrassiger junger Spürhund beim Züchter.
In seiner Freizeit ist Joker ein verspielter Familienhund
Ein Jahr lang wurde Joker in einem professionellen Trainingslager in Österreich ausgebildet. „Auch hier war es mir wichtig, eine anerkannte Hundeschule zu wählen“, so Griem. Das Suchhund-Training kostet nochmals 10.000 bis 15.000 Euro. Erst einmal musste das Tier die klassischen Kommandos lernen, bevor das Spürhund-Training begann. Die Ausbildung unterscheide sich eigentlich nicht von der eines Drogensuch- oder Sprengstoffhundes. „Der Hund hat gelernt, dass er auf Kommando sein Spielzeug suchen soll.“ Bei dem einen seien das Drogen, bei dem anderen Sprengstoff – und bei Joker Schimmel. Die Belohnung: Wenn Joker den Schimmel lokalisiert hat, lässt Griem heimlich seinen Lieblingsball an die Stelle fallen. „So als habe er den Ball hier selbst gefunden.“ Die Untersuchung eines Einfamilienhauses mit Joker berechnet Griem mit etwa 400 Euro (www.gebaeudeanalytik.com).
Griem und Joker haben ein ganz besonders enges Verhältnis zueinander. „Wir sind ja den ganzen Tag zusammen unterwegs“, sagt Griem. „Verbringen mehr Zeit miteinander, als ich für meine Familie habe.“ Dabei werde das Tier in seinen Büchern ganz sachlich als „vierbeiniges Messgerät“ geführt. Und wegen seines hohen Wertes habe er ihn sogar speziell versichert.
Doch Joker ist viel mehr für Griem als nur ein Messgerät. Er führt ein Doppelleben. Denn im Nebenberuf sei er vor allem ein Familienhund. „Er liebt es, mit den Kindern zu spielen. Das ist sein Ausgleich, seine Freizeit.“ Dabei komme es dann auch nicht auf das korrekte Gehorchen an. „Denn darf er einfach ein junger verspielter Hund sein.“